Synthese eines wissenschaftlichen Artikels, die von der Fondation Descartes hergestellt wurde:
S. Majó et al. « Volume and Patterns of Toxicity in Social Media Conversations during the COVID-19 Pandemic ». (Juli 2020). Reuters Institute for the Study of Journalism.
Die Autoren dieses Berichts des Reuters-Instituts haben sich mit dem Ton der Gespräche in sozialen Netzwerken zur Covid-19-Pandemie beschäftigt. Insbesondere wollten sie bestimmen, welcher Anteil der Twitter-Beiträge, die die WHO erwähnen, als „giftig“ angesehen werden könnte. Die „Giftigkeit“ einer Aussage wird in diesem Artikel als „unhöflich, respektlos oder unvernünftig“ erläutert. Die Autoren begründen die Relevanz, sich mit diesem Merkmal der Diskussionen in den sozialen Netzwerken zu befassen, damit, dass eine gesunde Demokratie auf der Grundlage respektvoller Debatten dank rationaler Argumentation aufgebaut werden soll. Daher könnte ein hoher Anteil unhöflicher und „unvernünftiger“ Aussagen ein Zeichen für eine Schwächung der Demokratie sein.
Für ihre Analyse betrachteten die Autoren 222 774 internationale Tweets, die die WHO erwähnen und zwischen dem 20. Januar und dem 23. April 2020 veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse ihres Berichts zeigen, dass über diesen gesamten Zeitraum 21% dieser Nachrichten als giftig angesehen werden können. Wenn wir die Nachrichten analysieren, die nach dem 25. März getwittert wurden, als viele europäische Länder Ausgangsperre verhängt hatten, steigt dieser Anteil von giftigen Nachrichten auf 25%.
In einer zweiten Phase versuchten die Autoren des Berichts, die kontextuellen Elemente, die die Schwankungen des durchschnittlichen Giftigkeitsniveaus der über den gesamten Zeitraum beobachteten Nachrichten erklären können, zu bestimmen. Es scheint, dass es eine klare Korrelation zwischen den Giftigkeitshochpunkten und den offiziellen Erklärungen der WHO am Anfang der Epidemie gibt. Außerdem wird die Zunahme des Anteils giftiger Tweets auch in chronologischem Zusammenhang mit Aussagen bestimmter politischer Führer gestellt, die für ihre kritische Haltung gegenüber der WHO bekannt sind. Schließlich ist es interessant, festzustellen, dass eine Nachricht, die die klassische Terminologie des Verschwörungswortschatzes verwendet, mehr Chancen hat, unhöflich zu sein.
Die Giftigkeit von Tweets variiert daher je nach bestimmten Schlüsselwörtern, die in den Beiträgen erscheinen. Die Autoren dieses Berichts kommen zum Schluss, dass die Giftigkeit der Diskussionen zur Covid-19-Epidemie eng mit der Verschlechterung der Gesundheitssituation nach dem 26. März 2020, der Verschärfung der Kritiken seitens führender Politiker und der Medienberichterstattung der Rolle der WHO bei dem Pandemiemanagement verbunden ist.