Was passiert, wenn Journalismus überflüssig wird? Dieses Buch mischt Ethnographie, Medienanalyse sowie moralische und politische Theorie und untersucht den Zerfall des professionellen Journalismus in den 1990er und 2000er Jahren in Russland und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft. Es behauptet, dass - entgegen einer allgemeinen Meinung - Journalisten am Ende der Sowjetära einen Kulturvertrag mit ihrem Publikum teilten, der gewährleistete, dass ihre Arbeit von einer Ethik der Wahrheit geleitet war. Die postkommunistischen wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen führten weder zu einer größeren Pressefreiheit noch zu einer Deprofessionalisierung des Journalismus, da die Journalisten gezwungen waren, ihre Wahrheitssuchfähigkeiten zu monetarisieren. Journalisten wurden also als „politische Prostituierte“ oder Angehörige des „zweitältesten Gewerbes“ - wie sie in Russland gemeinhin genannt werden - angesehen. Frau Roudakowa behauptet, dass dieser kulturelle Wandel den Wert der Suche nach und des Ausdrucks von Wahrheit in der russischen Gesellschaft tief verringert hat. Über Russland hinaus veranschaulicht dieses Buch, was mit dem öffentlichen Leben eines Landes geschehen könnte, wenn kollektive Wahrheiten regelmäßig durch Lügen und systematische Erfindungen ersetzt werden.