Die Forderung nach aufrichtiger Information für eine vertrauensvolle Demokratie

Der Tod der Expertise. Die Kampagne gegen etabliertes Wissen und warum es wichtig ist.

NICHOLS Tom
01/01/2017

Dank der technologischen Fortschritte und steigenden Bildungsniveaus haben wir mehr als je zuvor Zugang zu Informationen. Dennoch, anstatt ein neues Zeitalter der Aufklärung einzuleiten, hat das Informationszeitalter eher dazu beigetragen, den Aufstieg eines narzisstischen und fehlgeleiteten intellektuellen Egalitarismus zu fördern, der die aufgeklärte Debatte über eine Vielzahl von Fragen gelähmt hat. Heutzutage weiß jeder alles: Mit einem schnellen Blick auf WebMD oder Wikipedia glaubt sich der Durchschnittsbürger intellektuell auf Augenhöhe mit Ärzten und Diplomaten. Alle Stimmen, selbst die absurdesten, verlangen danach, mit der gleichen Ernsthaftigkeit gehört zu werden. Jegliche gegenteilige Aussage wird als antidemokratischer Elitismus abgewiesen. Wie Tom Nichols in Der Tod der Expertise zeigt, ist diese Ablehnung der Experten aus vielen Gründen entstanden, vor allem die Offenheit des Internets, das Auftauchen eines Modells der Kundenbefriedigung in der Hochschulbildung sowie die Verwandlung der Informationsindustrie in eine Unterhaltungsmaschine rund um die Uhr. Paradoxerweise hat die immer demokratischere Informationsverbreitung anstatt einer gebildeten Öffentlichkeit eher eine Armee schlecht informierter und wütender Bürger erzeugt, die intellektuelle Errungenschaften anprangern und den Experten misstrauen. Nichols hat tiefere Bedenken als die gegenwärtige Ablehnung von Fachkompetenz und Bildung. Wenn die Normalbürger glauben, dass niemand mehr als die anderen weiß, so bemerkt er, laufen die demokratischen Institutionen selbst Gefahr, entweder dem Populismus oder der Technokratie zu verfallen - oder im schlimmsten Fall einer Kombination von beiden. Der Tod der Expertise ist nicht nur eine Untersuchung eines gefährlichen Phänomens, sondern auch eine Warnung hinsichtlich der Stabilität und des Überlebens der modernen Demokratie im Informationszeitalter.

Thematisch :  Misstrauen  
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Formate :    
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Ausgabe :  Oxford University Press  
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Land :  Vereinigte Staaten 
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Sprachen :  Englisch 
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