Innerhalb von ein paar Jahren hat sich alles verändert. Frankreich hat in Zeiten der Gelbwesten nichts mehr mit dieser unteilbaren, durch ein gemeinsames kulturelles Bezugssystem strukturierten Nation gemeinsam. Und wenn die Analyse sich daran versucht, die Dynamik dieser Verwandlung wiederzugeben, entsteht vor den faszinierten Augen des Lesers das Bild eines Archipels einzelner, einander unbekannter Inseln. Denn der einstige Sockel Frankreichs, die katholisch-republikanische Matrix, hat sich vollkommen aufgelöst. Jérôme Fourquet betrachtet zunächst die anthropologischen und kulturellen Folgen dieser Aushöhlung und nimmt vor allem wahr, wie sehr sich unser Verhältnis zum Körper verändert hat (davon zeugt die Verbreitung der Tattoos sowie der Einäscherungen), wie auch unser Bezug zur Animalität (der Veganismus ist ein Maß dafür). Spektakulärer ist jedoch der durch die allmähliche Auslöschung des alten Frankreichs unter dem Druck des neuen Frankreichs hervorgerufene Effekt der Archipelisierung der gesamten Gesellschaft: Sezession der Eliten, Verselbstständigung der Volksschichten, Bildung einer katholischen Rückzugsstellung, Errichtung einer de facto multikulturellen Gesellschaft, Zerfall der gemeinsamen kulturellen Referenzen (wie dies zum Beispiel die verblüffende Diversifizierung der Vornamen verdeutlicht). Vor dem Hintergrund dieser beispiellosen Umwälzung ist die Krise unseres politischen Systems besser zu verstehen: In diesem Fragmentierungskontext ist die Aggregation von Partikularinteressen in breiten Koalitionen schlichtweg unmöglich geworden. Davon zeugen natürlich die Präsidentschaftswahlen von 2017 und die bekannten Folgen ... Mit zahlreichen Karten, Tabellen und originellen Grafiken von dem Geografen und Kartografen Sylvain Manternach.