In der langen Liste der Versuche von Wahlkampfeinmischung der letzten Jahre verdient ein Fall besondere Aufmerksamkeit: die französische Präsidentschaftswahl von 2017, weil sie gescheitert ist. Sie ist in dem Sinne gescheitert, als das Wahlergebnis nicht mit dem Ziel der Angreifer übereinstimmte. Es gab einen abgestimmten Versuch, die Kandidatur von Emmanuel Macron zu untergraben: eine aus Gerüchten, Falschmeldungen und sogar falschen Dokumenten bestehende Desinformationskampagne; das Hacking der Computer seines Wahlkampf-Teams; schließlich das Durchsickern von 15 Gigabyte (GB) gestohlener Daten, davon 21 075 am Freitag, 5. Mai 2017, veröffentlichte E-Mails - nur zwei Tage vor der zweiten und letzten Runde der Präsidentschaftswahlen. Dieses Leck wurde auf Twitter durch eine Armee von Trollen und falschen Konten (Bots) vorangetrieben, unter dem Hashtag #MacronLeaks, der in fast einer halben Million Tweets innerhalb von 24 Stunden auftauchte. Daher ist der Angriff nun als „Macrons-Leaks“ bekannt. Jedoch war das Datenleck selbst nur der Höhepunkt einer abgestimmten Operation, die Monate vorher mit einer Desinformationskampagne und Hacking begonnen hatte. Aus diesem Grund sollten wir eher von einer „Macron-Leaks“-Operation sprechen, die die französischen Wähler nicht beeinflusst und das Wahlergebnis nicht verändert hat. Mit 66,1 % der Stimmen hat Macron die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen geschlagen. Dieser Bericht soll die bis dato ausführlichste Zusammenfassung über die „Macron-Leaks“ liefern. Rückblickend wird untersucht, was geschehen ist, wer (wahrscheinlich) die Sache orchestriert hat, wie diese erfolgreich vereitelt wurde und welche Lehren daraus gezogen werden können. Abschließend erläutert der Bericht ebenfalls, was in Frankreich seitdem zur Bekämpfung der Informationsmanipulation vollbracht wurde und was es noch zu leisten gibt.